Ein Ohrenschmankerl der besonderen Art

14.11.2016

Beim Jahreskonzert „Chanson“ des Bayerischen Landesjugendchores unter der Leitung von Gerd Guglhör am 12. November 2016 im Heilig Geist-Saal in Nürnberg funkelten nicht nur die Ohrringe und Manschettenknöpfe. Es waren vor allem die Stimmen der Sängerinnen und Sänger, die hell und klar am Konzerthimmel leuchteten.

Zu Gehör brachten die jungen Stimmen aus ganz Bayern Chansons aus allen Epochen. Grundsätzlich überzeugte der Auswahlchor mit spannungsreichen Schlusspunktsetzungen, sehr hoher Textverständlichkeit und klanglichen Raffinessen. Vor allem das Rondeau von Werner Egk mit dessen „lalala“-Passage, welche durch alle Stimmen floss, bestach durch Klarheit und Witz in der dynamischen Ausführung. 

Der Bayerische Jugendchor ist Teil der Bayerischen Chorakademie. Neben der Chorarbeit wird auch die einzelne Stimme mit solistischer Qualität ausgebildet. Davon konnten sich die Zuhörer überzeugen. Die zwischen den Chor gesetzten Soli von Alicia Grünwald, Veronika Loy und Tamara Nüßl waren auf den Punkt erarbeitet, wofür alle drei Sängerinnen reichlich Applaus ernteten. 

Zum „Chant des oyesaux“ von Clément Janequin konnte man die exquisite Technik der Sängerinnen und Sänger im Chor bewundern. Bei ihren Tschilp- und Kuckuck-Lauten überkam manchen Konzertbesucher große Lust, in dieses polyphone Vogelkonzert miteinzustimmen. Wolfram Buchenberg darf man zu Recht als Spezialist im Umgang mit der Stimme bezeichnen. Das gilt für die menschliche Stimme wie die Instrumentalstimmen. In seinen Trois chansons spürt er französischer Klangart nach und verleiht dem Chorklang aparte Färbungen durch Harfe, Bassklarinette und Klavier. Den Konzertabschluss bildete das vom Chormitglied Thomas Ganzenmüller arrangierte „Mes Main“ auf Vorlagen von Pierre Delanoe und Gilbert Bécaud. In den jazzigen Passagen groovte und swingte der Chor inklusive seines Dirigenten Gerd Guglhör und bewies, dass dieser Chor auch auf diesem Gebiet noch das eine oder andere Ass in der Tasche hat.

Gerd Guglhör, der telepathisch mit dem Chor verbunden zu sein scheint, dirigierte den Chor mit vollem Körpereinsatz bis in die Fingerspitzen, um alles an Gefühl und Expressivität aus dem Chorklangkörper herauszuholen. Es  gelang ihm wunderbar! Denn die 63 Künstlerinnen und Künstler erzeugten mit ihm einen reinen, unverstellten und vollen Klang, der insbesondere im Pianissimo mehr als einmal Gänsehaut bescherte. Die Freude in den Gesichtern aller Sängerinnen und Sänger selbst bei technisch anspruchsvollen Passagen begeisterte das Publikum. 


Der Bayerische Landesjugendchor mit seinen exzellenten Sängerinnen und Sängern ist ein höchst empfehlenswerter Ohrenschmankerl der besonderen Art. Das sollten viele erfahren.
Lisa-Maria Leipersberger

zurück