Informationsveranstaltung "Integration mit Musik"

23.03.2016

Sieben bayerische Musikprojekte wurden am 02.März 2016 in einer Informationsveranstaltung im Bayerischen Landtag unter der Schirmherrschaft von Landtagspräsidentin Stamm vorgestellt. Die Kernaussagen in der Zusammenfassung.

 
Flüchtlinge + Musik + Soziales = Integration 
Chancen und Möglichkeiten in der Flüchtlings- und Asylarbeit
Wilfried Mück, Freie Wohlfahrtspflege Landesarbeitsgemeinschaft Bayern

Der Geschäftsführer der Freien Wohlfahrtspflege LAG Bayern, Wilfried Mück, erörterte in einem Impulsreferat die Rahmenbedingungen zum Gelingen von Musikprojekten. Entscheidend bei allem sei, dass die Geflüchteten zeitweise ihre Unterkunft verließen, um über die Musik Freude und Begegnung zu erfahren. Damit die Geflüchteten diese Angebote nutzen können, sollten die Projekte inhaltlich niedrigschwellig und nachhaltig angelegt sein, auf Freiwilligkeit basieren und möglichst flächendeckend angeboten werden. Musikprojekte, wie sie an vielen Orten von Verbänden, örtlichen Musikvereinen und Musikschulen ausgerichtet werden, bezeichnete Wilfried Mück als den „Königsweg von Integration“ überhaupt. 

Musik integriert
Prof. Dr. Wolfgang Pfeiffer, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg

"Musik Integriert" ist ein Projekt der Musikpädagogik an der Friedrich- Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Es unterstützt Schulen beim Sprachlernprozess und der Integration von Flüchtlingen. Dazu helfen Studierende an einem Tag den Schulen in den Übergangsklassen. Sie bieten durch verschiedene musikalische Aktionen Hilfe beim Erlernen der Sprache und der Integration an. Die Projekte „Musikalische Grundschule“ und „klasse.im.puls“ bieten ideale Strukturen an, die für Integrations- und Sprachlernangebote genutzt werden können.
Ostbayerisches Jugendorchester
Hermann Seitz

Das Markenzeichen des Ostbayerischen Jugendorchesters, dass es in besonderen Projekten die verbindende Kraft der Musik nutzt, um Menschen aus verschiedenen Lebensumfeldern in direkte Verbindung zu bringen, findet im Jahr 2016 seine Realisation darin, dass es unter dem Motto “Orient meets Occident” ein Ensemble aus geflüchteten Musikern aus dem arabischen Kulturkreis und einen 40-köpfigen Kinderchor, in dem 15 bis 20 Migrantenkinder mitsingen, in seine Proben und Konzerte einbezieht. Damit will es die Menschen - und ganz besonders die Kinder –,  die nun hier in Deutschland eine neue Heimat suchen, teilhaben lassen an dem, was die Orchestermitglieder selbst als bereichernd erleben und sie einbinden in die Dynamik, wie so etwas entsteht.
Musikfreizeit für Kinder mit Migrationshintergrund
Prof. Dr. Stefan Hörmann und Michael Forster, Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Musikpädagogik-Studierende der Universität Bamberg haben im Rahmen einer Lehrveranstaltung eine Musikfreizeit für Kinder mit Migrationshintergrund entwickelt und durchgeführt, begleitet und evaluiert von der Studiengangsleitung. Ihre Erkenntnisse:
  • Ein vielfältiger, lustvoller Umgang mit Musik ermöglicht Kindern aus verschiedenen Ländern und Kulturen trotz sprachlicher Verständigungsschwierigkeiten über nonverbale Imitation der Lehrenden ein intensives, Verbindung stiftendes Gemeinschaftserlebnis.
  • Die Ermöglichung vielfältiger lustvoller musikalischer Erfahrungen und Erlebnisse erfordert eine hohe Professionalität der Lehrenden.
  • Bei der Auswahl des musikalischen Repertoires kommt es weniger auf eine kulturell breit gefächerte Vielfalt als vielmehr auf die einfache Ausführbarkeit der Musik und die Überschaubarkeit v. a. des Textes an.
  • Ein deutsches Kind erlebt die gemeinsame musikalische Betätigung mit Kindern aus anderen Ländern und Kulturen nicht als Einschränkung von Möglichkeiten, sondern als Möglichkeit, sein eigenes Talent zu entfalten.
  • Gerade bei geringer verbaler Kommunikationsmöglichkeit aufgrund mangelnder Sprachkompetenz der Kinder ist das empathische Verhalten der Lehrenden gegenüber jenen Kindern und die Arbeit mit Anschauungsmaterialien besonders wichtig.
  • Sprachliche Probleme werden v. a. bei der Arbeit in Kleingruppen mit einem intensiveren persönlichen Austausch offenkundig, kaum dagegen bei der Arbeit in der Großgruppe.
  • Der Klassenlehrerin kommt als Vertrauensperson für Kinder und Eltern sowie als Bindeglied zwischen Universität und Elternhaus entscheidende Bedeutung für das Gelingen einer Musikfreizeit zu.
  • Bei der Durchführung einer musikalischen Veranstaltung an einem auswärtigen Ort benötigen in ihrem Lebensumfeld noch kaum orientierte ausländische Familien eine intensive logistische Betreuung.

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Martin Lehnerer, EFIE Ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuung in Erlangen 
 
Unter all den Menschen, die aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen zu uns kommen, sind viele professionelle Musiker und Musikerinnen. Eine angemessene musikalische Förderung dieser Menschen in Form von eigenständigen Musikgruppen oder durch die Integration in bestehende Ensembles hat vielschichtige positive Effekte:
  1. Die Musiker und Musikerinnen können ihrer Leidenschaft nachgehen und Sinnperspektiven für ihren oft sorgenvollen Alltag entfalten.
  2. Die kulturell differenzierte Musik kann die Ensembles und das musikalische Spektrum in Bayern bereichern und neue Klänge in unsere Gesellschaft hinein tragen.
  3. Künstler, die von ihrer Musik lebten erhalten die Möglichkeit zumindest ein kleines Zubrot durch ihre musikalischen Tätigkeiten zu verdienen.
 
Willkommen mit Musik
Jonas Hermes, Theater am Neunerplatz, Würzburg

Mit "Willkommen mit Musik" (WiMu) nutzt das Theater am Neunerplatz die Kräfte der Musik in der Integrationsarbeit und Willkommenskultur. Wir musizieren mit und für Geflüchtete in Erstaufnahmeeinrichtungen, organisieren und leiten integrative Ensembles und Kurse, fördern Kinder und Jugendliche gezielt durch Instrumentalunterricht, unterstützen geflüchtete Profimusiker, schaffen Auftrittsmöglichkeiten und bieten vielfältige Möglichkeiten musikalischer Freizeitgestaltung.
www.wimu.neunerplatz.de
WIMU auf drei Seiten: siehe "download" oben.

Gruppen- und Einzelunterricht, workshops und Konzerte – 
Studierende teilen ihr Können mit Flüchtlingskindern im Münchner Waisenhaus und anderen Institutionen    
Christa Coogan und Dr. Andreas Kissenbeck
Hochschule für Musik und Theater München


SPRING (SPRache lernen durch sINGen, Bewegung und Tanz)
Prof. Dr. Magnus Gaul, Universität Regensburg

SPRING (SPRache lernen durch sINgen, Bewegung und Tanz) ist ein an der Universität Regensburg im Jahr 2014/15 entwickeltes Programm zur Sprachförderung mit Musik in Grundschule und KITA. SPRING verbindet das Erlernen von Sprache mit musikalischen Ausdrucksformen und erreicht damit eine hohe Motivation und Effektivität im Lernprozess. SPRING orientiert sich an den Grundlagen des Faches "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ).

Kooperationspartner:
Universität Regensburg, Von-der-Tann-Schule Regensburg, Regierung der Oberpfalz, Regierung von Niederbayern, Bayerische Musikakademie Schloss Alteglofsheim

Weiterführende Informationen: www.magnus-gaul.de

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