"Musik muss ein gelebter Teil des Schullebens sein!" Mit diesem Postulat unterstrich Staatssekretär Georg Eisenreich die Position des Bayerischen Kultusministeriums zur Bedeutung der Musik im Grundschulalter auf der Arbeitstagung 2014 des Bayerischen Musikrats. Experten aus den Bereichen Schulverwaltung, Universität, Lehre und Forschung sowie Bildungspartner und Mitglieder des BMR trafen sich am 4. und 5. April 2014 in der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf zu Information, Austausch und Diskussion und formulierten im Ergebnis den Handlungsbedarf.
Dr. Thomas Goppel: "Das Ideal ist: wir korrigieren die Ausbildung so, dass jeder Lehrer auch Musik in der Grundschule unterrichten kann. Das ist leider nicht realistisch. Also formulieren wir Wege, die begehbar sind und gleiches erzielen: jedes Kind sollte in der Grundschule die Gelegenheit erhalten, die eigene Stimme als Instrument zu entdecken und zu erfahren, welche Möglichkeiten es gibt, selbst Musik zu machen."
In Impulsreferaten zum Auftakt der Arbeitstagung erhielten die Teilnehmer einen umfassenden Einblick in die Thematik. Bernhard Herold, Mitglied der Lehrplankommission, erläuterte den Lehrplan Plus an Grundschulen im Fach Musik. Ab Herbst 2014 wird er in Kraft treten. Wirklich neu ist eine Didaktik, die auf kompetenzorientiertes Unterrichten setzt.
Dr. Franziska Degé von der Universität Giessen zeigte in ihrem Referat die Langzeitwirkung aktiven Musizierens auf die Persönlichkeit des Heranwachsenden auf und betonte, dass es jenseits der messbaren Veränderungen vor allem darum gehen müsse, dass Kinder frühzeitig die Freude beim Musizieren in der Gemeinschaft erleben können.
Alle Kinder gehen in die Grundschule. Wenn man das Ziel verfolgt, jedem Kind den Zugang zum aktiven Musizieren zu ermöglichen, so ist das in der Grundschule am ehesten einzulösen. Dazu benötigt man allerdings geeignete Lehrer. Prof. Dr. Gabriele Schellberg von der Universität Passau ernüchterte. Derzeit Studierende für das Lehramt an Grundschulen sind nicht verpflichtet, Kompetenzen vorzuweisen, beziehungsweise zu erwerben, um Musik in der Grundschule unterrichten zu können. Zur Auswahl stehen Musik als Unterrichtsfach, Musik als Didaktikfach und eine Basisqualifikation, die nur ein Semester mit zwei Wochenstunden umfasst. Rund 80 % aller Studierenden entscheiden sich für letztgenanntes. Schellberg zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Ich denke wenn man den Studierenden bewusst macht, wie wertvoll Musik ist, wenn sie verstanden haben und auch am eigenen Leib erlebt haben, was wir versucht haben, in der Basisqualifikation zu vermitteln, dann steigt die Motivation, Musik auch im Unterricht einzusetzen und sich parallel dazu regelmäßig fortzubilden.“
Für die abschließende Diskussionsrunde zur Frage „Welchen Musikunterricht wollen wir in der Zukunft?“ mit Angelika Schorer, MdL (CSU), Thomas Gehring, MdL (Grüne), Bernhard Pohl, MdL (Freie Wähler) und Dr. Paul Wengert, MdL (SPD) bildeten die Ergebnisse aus den Dialogforen die Grundlage des Austauschs. Moderator Dr. Thomas Goppel fasste den
Staatssekretär Georg Eisenreich sprach über die Bedeutung der Musik an Grundschulen.
Grundtenor aller Podiumsgäste zusammen: „Wir haben festgestellt, dass bei uns die Musik von Anfang an zu viel zu sehr zum Konsumgut wird und nicht zu einer persönlichen Lebensform, Art und Weise, in der man die Stimmen zum Klingen bringt, einmal bläst oder auch auf die Tasten schlägt und selber entdeckt, dass man sich und anderen Freude macht. Wenn das im Grundschulalter nicht grundgelegt ist, ist die Chance verpasst. Daher setzten wir uns dafür ein, dass Modelle umgesetzt werden können, die dieser Entwicklung entgegensteuern und jedem Kind den Zugang zur Musik ermöglichen.“
Christiane Franke