Projekt-Reihen-Auftakt: Jazz im Hotel zur ´Staaden Zeit´

Als eines der ersten Projekte bewarben sich Axel Prasuhn (voc, s, fl) und Gabi Wahlbrink (comp, p, s) um eine Förderung in der Reihe "Jazz & More". Ihre Idee sah vor, während der ´Staaden Zeit´ in Bayern neue Spielorte zu erobern. Die 1. Vorsitzende des Hotelvereins Regensburg, Kathrin Fuchshuber, übernahm kurzfristig die Koordination des Pilotprojekts.

Das Konzept von 20-Minuten-Konzert-Blöcken, die von entsprechenden Pausen zur Bewirtung und Publikumswechsel abgelöst wurden, ging auf. Eingeleitet durch bekannte Weihnachtslieder, im Duo auf dem Saxofon gespielt, hatte jedes Set seine eigene Dramaturgie – und jeder eingebundene Standard seine eigene Geschichte, die ihn in den Kontext der ´Staaden Zeit´ stellte. Der Historische Bogen vom „Kalten Ende“ eines fürstlichen Mahls zur Weihnachtsbowle hin zur „Cold Duck Time“ von Eddie Harris klang da völlig schlüssig. Ob „Crystal Silence“ von Chick Corea oder die Titelmelodie von „Black Orpheus“ aus den frühen 1960ern – der in der Moderation vermittelte persönlichen Bezug ließ die gespielten Standards in weihnachtichem Glanz erscheinen.

Mancher Spielort lud durch die Anordnung der Sitzmöbel allerdings mehr zum Zuhören ein als andere, auch die Hotelgäste waren ob der konzertanten Note mitten im Hotel erst einmal verblüfft. Ein amerikanischer Gast entschuldigte sich in der Pause eingehend dafür, dass er das Haus laut telefonierend betreten hatte und etliche Sekunden brauchte, um Musik und Zuhörer zu registrieren. Er war es auch, der nach dem Auftritt hartnäckig den Barkeeper befragte, ob die Musiker wiederkämen, wenn ja, ob es fixe Termine gäbe, weil er diese dann bei seiner Rückkehr im Neuen Jahr in seinen Terminplan einarbeiten würde.

Ein Highlight wurde aber an allen vier Abenden geboten: Die Vertonung des Gedichts „´Twas the Night before Christmas“, das in diesem Jahr sein 200. Jubiläum feiert. Am vierten Abend hatte die Komposition von Gabi Wahlbrink dann auch einen Namen: „Icicles“ – denn die Begleitung, wie eine Zuhörerin vermerkte, rahmte die Handlung ein, wie Eiszapfen vor dem Fenster beim Blick auf die Szene, die sich im Gedicht entfaltet.

Tatsächlich gab es auch einige Jazz-Fans, die bei allen Konzerten zu Gast waren. Sie warteten gespannt, wie sich das Programm in jedem Hotel an die Stimmung anpasste und die Titel variierten. So unterschiedlich die bespielten Foyers waren, so breit gefächert waren auch die Reaktionen des Publikums. Ein Lächeln provozierte eine junge Frau, die ihren aufmerksam lauschenden Begleiter nach jedem neuen Titel fragte: „Das ist jetzt Jazz, oder?“ – was den Kindern, die zu „Feliz Navidad“ tanzten, herzlich egal war.

Ein großer Dank gilt Kathrin Fuchshuber, der 1. Vorsitzenden des Hotelvereins Regensburg, die der kurzfristigen Idee von Axel Prasuhn offen und hilfsbereit begegnete, den sie bei der Vernissage zur Jazz-Foto-Ausstellung „Jazz Facettenreich“ in ihrem Haus, dem Altstadtquartier Münchner Hof, kennengelernt hatte.

Die Musiker waren zufrieden, die Hotels ob der teils enthusiastischen Reaktionen verblüfft, alle haben dazu gelernt und waren sich einig: die Konzerte waren gelungene kleine Feste, die hochwertige Live-Musik in der ´Staaden Zeit´ zu einem sehr persönlichen Erlebnis machten. Schon nach dem ersten Abend diskutierten Musiker wie Gastgeber über eine Fortsetzung im nächsten Jahr.

zurück