Zum Konzert des Landesjugendchores am 16.09.2023 unter dem Titel „Liberty“
 
Das Wagnis, mit diesem Konzert in die Isarphilharmonie hat sich gelohnt! Eine große Zahl von Zuhörern hatte sich versammelt, um das anspruchsvolle Konzert des Landesjugendchores und des Barockorchesters „La Banda“ unter Leitung von Prof. Gerd Guglhör zu hören.

Beeindruckend war schon die schiere Größe des in zwei Reihen im Halbkreis angeordneten Chores mit ca. 70 Mitwirkenden. Am Beginn standen zwei herausfordernde a cappella Chorwerke aus den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit den „Three Shakespeare songs“ von Ralph Vaughan-Williams und den „Songs of Ariel“ von Frank Martin.

Mit differenziertem und homogenen Chorklang näherten sich die jungen Stimmen den diffizilen Kompositionen, bei Vaughan Williams den Glockenklängen von „Full Fathom Five“, dem breiten achtstimmigen Satz von „The Cloud Capp’d Towers“ und der leichtfüßigen Elfenerzählung „Over Hill, Over Dale“. Besonders beeindruckend war die perfekte Synchronität der Sprache und die dynamische Bandbreite, die die jungen Stimmen erreichten.

Die „Songs of Ariel“ stellen in ihrer Polyphonie und den vielen dissonanten Harmonien sowie in ihrer oft krassen Unterschiedlichkeit eine echte chorische Herausforderung dar, der die jungen Sänger*innen mit Bravour gerecht wurden.

Hauptwerk des Konzertes war Händels im Jahr 1739 uraufgeführtes Oratorium „Israel in Egypt“, dessen zweiter und dritter Teil leicht gekürzt zusammen mit dem opulent besetzten Barockorchester „La Banda“ erklangen.

Hier zeigte Dirigent Gerd Guglhör, wie mit sicherer Gestik auch die kleinste Artikulation hör -und fühlbar gemacht werden kann. Dynamisch hochdifferenziert, im Ausdruck nuancenreich und in der Dramatik packend wurde das Werk durchgehend auf sehr hohem Niveau interpretiert. Der Chor sang klangschön und plastisch durchhörbar, das Orchester zauberte in Händels Klangwelten. Eine insgesamt sehr professionelle und hochspannende Aufführung, die keine Längen hatte. Besonders erwähnt seien hier auch noch die jungen Solist*innen, die allesamt für die Soli aus dem Chor hervortraten. Die Sopranistinnen Laura Richter und Miriam Fußeder, Altistin Julia Schneider, Tenor Felix Janssen und die Baritone Gabriel Rupp und Anton Weinmann füllten mit ihren klaren und sehr gut ausgebildeten Stimmen problemlos den Konzertraum. Hier wachsen junge Profis heran, die schon mit erstaunlicher Sicherheit ihren Aufgaben vor großem Publikum gewachsen sind.

Der Landesjugendchor stellte wieder einmal unter Beweis, dass er ein herausragendes Projekt des BMR ist und jegliche Förderung verdient.
 
Prof. Alfons Brandl, Dozent für Chorleitung an der Hochschule für Musik Nürnberg
 

 

Foto: Matthias Balk/BMR

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