"Ad majorem Dei gloriam"

Orgelbau und Orgelmusik gehören zum "Immateriellen Kulturerbe" der UNESCO. Die große Kultur des Orgelbaus und der Orgelmusik in Deutschland sucht weltweit ihresgleichen. In Deutschland gibt es heute 50.000 Orgeln und 400 handwerkliche Orgelbaubetriebe. Gerade Bayern, mit seiner vielfältigen Orgellandschaft durfte beim bundesweit ausgerufenen Projekt der Landesmusikräte „Orgel - Instrument des Jahres 2021“ nicht fehlen.

Immer schon in Kirchen „Ad majorem Dei gloriam“ - zu höheren Ehren Gottes eingesetzt, hatte die Orgel im profanen Bereich einst ihren Platz zu Stummfilmzeiten in Kinos und als Drehorgel in den Straßen. Heute ist sie festes Element im allgemeinen Musikleben als Konzertsaalorgel und als Portativ oder als elektronische Orgel auf der Bühne zu finden.

Genauso komplex und vielseitig wie die Orgel, ist auch der Orgelbau. Denken wir nur an die vielen verschiedenen Materialien, die dabei meist in akribischer Handarbeit kunstvoll und präzise verarbeitet werden müssen. Keine leichte, aber sicherlich eine interessante Aufgabe. Die 400 Orgelbaufirmen, meist kleinere und mittlere Handwerksbetriebe mit Ihren ca. 1.800 Mitarbeitern in Deutschland haben eine große Tradition. Allein hier in Bayern gibt es mindestens 36 Orgelbaufirmen mit rund 300 Mitarbeitern. Orgelbauernachwuchs wird dringend gesucht und gerne ausgebildet.

Stolz sind wir in Bayern nicht nur auf die vielen Tausend, meist kunstvollen und gepflegten Instrumente in unseren Kirchen, sondern auch und besonders auf die größte Domorgel Deutschlands, die im Passauer Dom ihr Zuhause hat und gerade für mehrere Millionen Euro restauriert wird.

Diese wunderbaren Instrumente brauchen gut ausgebildete Musiker, die ganz besondere Eigenschaften haben müssen: Sie müssen Meister der psychomotorischen Koordination sein – zwei Hände und zwei Füße machen ganz unterschiedliche Dinge und das in mehreren Ebenen (Manualen) und mit oft über hundert verschiedenen Klangfarben, die mit den Registern zu ziehen sind. Daher sind wir unseren kirchlichen und nicht kirchlichen Hochschulen dankbar, die eine sehr gute Ausbildung an der Orgel möglich machen, die im günstigsten Fall schon Jahre zuvor über die örtliche Musikschule angefangen hat. Wir danken auch den Regionalkantoren und Kirchenmusikdirektoren und den hauptamtlichen Organisten, die direkt im kirchlichen Dienst auch für die Ausbildung des Nachwuchses sorgen.

Das Interesse bei jungen Leuten für die Orgel im Gottesdienst, aber auch im künstlerischen Bereich muss rechtzeitig geweckt werden, denn die Kirche kann auch zum Konzertraum werden. Nach wie vor ist die Orgel ein wichtiger Bestandteil des Musiklebens und die bundesweite Initiative „Orgel – Instrument des Jahres 2021“ soll die Aufmerksamkeit eines jeden von uns für das Instrument erhöhen und neugierig machen, mehr zu erfahren.

Wie eindrucksvoll und bereichernd die Verbindung von Musik, Kunst und Glaube ist, können zusammen mit mir diejenigen bestätigen, die bei Orgelmusik kurzzeitig in einer einmaligen Umgebung geistig hinweggetragen werden aus dieser Welt – von den unzähligen Tönen der Königin der Instrumente.

Dr. Marcel Huber
Präsident des Bayerischen Musikrats

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