Passauer Orgel in 3D

Zwölf Monate lang experimentierte der Physiker und Orgelbau-Spezialist Jürgen Scriba im sechsstöckigen Gehäuse der Passauer Orgel. Als Nebenprodukt bietet er jetzt spektakuläre Einblicke in das Gehäuse. 

Er selbst schreibt über sein Projekt:

Die imposante Orgel im Passauer Dom – die größte Kirchenorgel Europas – hat schon unzählige Besucher beim Blick aus dem Kirchenschiff auf die Empore beeindruckt. Doch wie das enorme Instrument von innen aussieht, wissen nur eine Handvoll Spezialisten. Nun kann jeder einen virtuellen Rundgang zwischen den etwa 10.000 Pfeifen der Hauptorgel unternehmen. Und dabei sind diese spektakulären Einblicke nur das Nebenprodukt einer umfangreichen 3D-Vermessung von Orgel und Kirchenraum.

In den vergangenen zwölf Monaten hat der promovierte Physiker und Orgelbau-Spezialist Jürgen Scriba viele Tage in der sechsstöckigen Großorgel verbracht und teure optische Instrumente über steile Leitern in fast jeden Winkel des Orgelgehäuses geschleppt. Unterstützt mit Mitteln der IGP-Förderung (Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie wollte er in einer Machbarkeitsstudie herausfinden, wie sich Laserscanner und hochauflösende Panoramafotografie kombinieren lassen, um einen digitalen Zwilling einer so komplexen Anlage zu erschaffen.

Bisher werden Scanner meist nur auf Großbaustellen eingesetzt, doch eine Fabrikhalle ist geradezu simpel zu erfassen im Vergleich zu einer verschachtelten Orgel, die schon ohne solche Ausrüstung nur mit Mühe zu erklettern ist. Glänzendes Metall und dunkel gebeiztes Holz ließ einige Sensoren versagen. Aus den Laserscans entstand eine dreidimensionale "Punktwolke" von rund acht Milliarden Koordinaten. Über 20.000 Fotos wurden zu Panoramabildern verrechnet.

Vor allem sollte der enorme Datensatz am Ende nicht nur für Bauingenieure lesbar sein, sondern mit fotorealistischen Bildern auch Fragen von Kulturwissenschaftlern und Denkmalpflegern beantworten. Das Resultat ist nun für jedermann im Internet zugänglich, ohne dass zur Navigation im virtuellen Raum spezielle Software nötig wäre.

Jetzt kann man Orgel und Dom am Bildschirm zum ersten Mal aus der Vogelperspektive betrachten oder das Gebäude digital zerschneiden, um zu erkennen, wie Orgelbauer das Instrument in die Fensternischen hinter der Domfassade geradezu hineinwachsen ließen, um noch ein paar Pfeifen mehr unterzubringen.

»» Zu den virtuellen Einblicken in die Orgel

 

 

 

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